Montag, 8. Dezember 2014

Netanjahu, der Araber

Der Bruderkrieg im Nahen Osten


Ja Servus, 

angesichts der Bestrebungen des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen zu erzwingen, raufen wir uns mal wieder das Gefieder. Der Grund für Netanjahus Handeln liegt auf der Hand: politisch soll das Kabinett nach rechts rücken, und die Gelegenheit ist grad günstig. Die gemäßigten Minister wie Zipi Livni wurden bereits entlassen.

Rein machtpolitisch ist das natürlich ein fast logischer Schachzug. In der Außenwirkung aber wird das wahrscheinlich verheerende Folgen haben: dergestalt, daß eine friedliche und politische Lösung des Konflikts im Nahen Osten noch weiter weg rückt – wenn das überhaupt möglich ist. Solange auf beiden Seiten die Hardliner das Sagen haben, wird der Graben ohnehin nur noch tiefer. Und Hardliner Netanjahu nutzt die politische Wetterlage, seine Position zu festigen.
Natürlich sind die Hardliner von der Hamas auch nicht besser: solange Raketen auf Israel abgefeuert werden, wird die israelische Armee immer wieder zurückschlagen. Da aber auch das dümmste Hamas-Mitglied das inzwischen wissen müßte, kann es nur einen Grund dafür geben, daß immer wieder Raketen abgefeuert und damit im Grunde die eigene Bevölkerung als Geisel gehalten wird: die Hamas hat an einem Frieden - und damit an einer Zwei-Staaten-Lösung - kein Interesse.
Es ist offenbar nicht jeder Politiker im Nahen Osten willens oder in der Lage, Fehler einzusehen, Standpunkte zu revidieren, zu deeskalieren, die Hand zu reichen. Menachem Begin, Anwar Al-Sadat, König Hussein, Yitzhak Rabin oder Ehud Barak konnten das. Netanjahu nicht. Oder er will nicht. Unerheblich - das Resultat ist das gleiche: Eskalation. 

Dabei weist ausgerechnet Netanjahus Familienname (!) darauf hin, daß Juden und Muslime gemeinsame Wurzeln haben. Wurzeln, die über die Zugehörigkeit zur semitischen Sprachfamilie und die beiderseitige mythologische Abstammung von Stammvater Abram/Abraham/Ibrahim weit hinausgehen. Die aktuelle archäologische Sachlage über die Vorgeschichte der Israeliten und die Entstehung des Judentums zeigt, daß die Wurzeln des Glaubens an den allmächtigen Gott des Alten Testaments möglicherweise - ausgerechnet – in Arabien liegen! 

Historiker und Archäologen: bitte nicht zu genau lesen. Wir fassen nur ganz kurz und ganz platt den aktuellen Stand der Forschung zusammen.  Von Laien für Laien, sozusagen. Der Sachstand scheint nämlich längst nicht überall bekannt zu sein. Leider.

1300 v. Chr. 


Um diese gemeinsamen Wurzeln deutlich zu machen, muß zunächst festgestellt werden, daß das Alte Testament nur bis ca. 1300 v. Chr. archäologisch unterlegt ist. Exakt im Jahre 1208 v. Chr. ist auf der Siegesstele des Pharaos Merenptah  vom Sieg über "Israel" die Rede. Damit ist dies das älteste archäologische Zeugnis der Existenz eines Volkes mit dem Namen "Israel" im südlichen Kanaan.

Ausschnitt der Merenptah-Stele
"Israel ist zerstört. Seine Saat ist nicht mehr."

Bei Klick größer. 


Zeitlich entspricht das Jahr 1208 v. Chr. in etwa der mythischen Landnahme Kanaans durch die Israeliten unter der Führung von Josua. Alles, was lt. Bibel davor stattfand, ist archäologisch nicht verifizierbar. Und die meisten Fachleute sind geneigt, das alles in den Bereich der Mythen und Legenden zu verweisen. 

Garten Eden, Adam, Eva, Kain, Abel, Noah und die Sintflut, die Zeit der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, der Verkauf Josephs nach Ägypten und die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei durch Moses und Aaron: alles erfunden. Bzw. Legenden, die durch Übernahme anderer, teils viel älterer Legenden und deren Assimilation entstanden. Die Geschichte von der Sintflut taucht bekanntlich weltweit in allen möglichen Kulturkreisen auf, bis hin zu den Indianern. Die älteste Version stammt von den Sumerern im Süden des heutigen Irak. Und das war vor 5000 Jahren. In Worten: Fünftausend.

Es gab wohl keinen Josua


Die gewaltsame Landnahme durch Josua und die israelitische Armee, zB die Zerstörung Jerichos, ist inzwischen mit Sicherheit widerlegt. Die Zerstörung der kanaanitischen Stadtstaaten wie zb Jericho, Ai oder auch der schon in der Bronzezeit mehr als 20.000 Einwohner fassenden Metropole Hazor, kann nicht durch Josua erfolgt sein.

Jericho wurde 1580 v. Chr., Hazor um 1300 v. Chr. zerstört. Das paßt zeitlich mit einem Eroberungsfeldzug absolut nicht zusammen. Darüberhinaus deutet „Ai“ („Trümmerhaufen“) als Stadtname darauf hin, daß israelitische Truppen den Ort bereits zerstört vorfanden. Die Israeliten und ihr wahrscheinlich auch mythologischer Anführer Josua scheiden daher als Eroberer aus.

Das finden wir grundsätzlich erstmal gut – schließlich sind die Gräuel und Gewaltorgien im Buch Josua nichts, womit sich eine Religion brüsten kann. Details lassen wir hier weg.

Die Zerstörung von Ai, Jericho und Hazor


Zurück zu den kanaanitischen Stadtstaaten. Wahrscheinlich unterhielten die den ägyptischen Pharaonen unterstehenden Stadtstaaten ein feudales Klassen-System. Ägyptische Berichte schildern ein System von Leibeigenschaft und Sklaverei.
Dieses auf Ausbeutung basierende System bricht nach und nach, möglicherweise aufgrund veränderter Rahmenbedingungen, zusammen. 

Erklärungsansätze dafür gibt es so einige: die Anlandung der Philister / Seevölker an der Mittelmeerküste, die Schwächung der Schutzmacht Ägypten, etc. Als interessanter Ansatz wird eine Art „Aufstand“ der „unteren Klassen“ vermutet, die diesen Zusammenbruch zum Anlaß nahmen, ihr Sklavenjoch abzuwerfen. Möglicherweise gaben sie den schon geschwächten Stadtstaaten damit den Rest.

Sie zogen in die Berge Kanaans, da die fruchtbaren Täler von den militärisch überlegenen Seevölkern besetzt waren, die selbst Städte ausbildeten. In den Bergen nahmen sie eine agrarische und betont einfache Lebensweise ein, manche Forscher sprechen von "egalitär". Zum einen war das den Möglichkeiten geschuldet, die die nicht übermäßig fruchtbare Bergregion bot. Aber auch die identitätsstiftende Abgrenzung zu den herrschenden Schichten in den untergegangenen monarchischen Stadtstaaten, denen sie gerade entkommen waren, spielte eine entscheidende Rolle. 

Das Fehlen jeglicher repräsentativer Bauten und Befestigungen in den neugebildeten Siedlungen in den Bergen Kanaans deutet deutlich darauf hin. Das sogenannte "Israelitenhaus", eine einfache Hütte, wurde in den Bergen überall verwendet - aber sonst nirgends.
Die verblüffenden Ähnlichkeiten der in den kanaanitischen Bergen aufgefundenen höchst einfach und schlicht gehaltenen Keramiken mit den in den zerstörten Stadtstaaten gefundenen Artefakten festigen dieses Bild.
Und der sprunghafte Anstieg der Ortschaften und Bevölkerungszahlen in den kanaanitischen Bergen ab 1300 v. Chr. weist auf starke Migration hin. Auf natürlichem Wege hätte die Bevölkerungszahl niemals derart explodieren können.

Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung im kanaanitischen Bergland
Edit 23.12.2014:
Ergebnisse jahrelanger akribischster Auswertung von keramischen 
Funden in den kanaanitischen Bergen durch Prof. Israel Finkelstein

Möglicherweise ist hier aus einer Art Freiheitskampf heraus die Wurzel eines neuen Volkes entstanden. Im Gegensatz zu den Überresten anderer Tiere wurden keine Schweineknochen gefunden: es gab also bereits identitätsstiftende Speisevorschriften. Und Identitätsstiftung als Abgrenzung zu den untergegangenen kanaanitischen Stadtstaaten ist ein entscheidender Faktor, der den Forschern immer wieder begegnet.

Für diese These der entflohenen Unterschicht mit dem identitätsstiftenden Willen zur Freiheit spricht auch die etymologische Herkunft des Begriffs "Hebräer". Nicht wenige Forscher vermuten aufgrund der Konsonantenwurzel HBR als Quellwort das akkadische "apiru" oder das altägyptische "'pr(w)", wenn auch kaum jemand eine direkte Ableitung vermutet. Mit diesen beiden Worten wurden in einigen Bronzezeit-Texten aus Kanaan, Ugarit und Ägypten Menschen bezeichnet, die außerhalb der Gesellschaft standen. Die Begriffe waren abwertend gemeint, und die Bezeichneten betätigten sich als Söldner, Tagelöhner oder sogar Banditen: die klassische antike "Unterschicht".

Zwischenfazit


Die ersten Israeliten entpuppen sich also als ursprüngliche Kanaaniter. Und ihre Selbstorganisation als neue Volksgruppe war nicht die Ursache des Zusammenbruchs der kanaanitischen Stadtstaaten: sondern die Folge.

Interessante Nebenerkenntnis:
bekanntlich wurden die Israeliten vor der Errichtung eines dynastischen Königshauses durch David von den charismatischen Richtern geführt. Wenn es nötig war -zb bei Kriegen- ernannte man einen Anführer, eine Art "König auf Zeit". Einer davon war der erste König Saul, der aber am Ende scheiterte.
Auch das wäre ein wichtiger Punkt, sich identitätsstiftend von den überwundenen Feudalsystemen abzugrenzen. Die egalitäre und betont schlichte Lebensweise, die alles Prunkvolle ablehnte, ein gewählter (!) Anführer auf Zeit, und der starke Freiheitswille führen zu einer Frage:
Was, wenn nicht die Griechen die Demokratie erfunden haben - sondern die Israeliten?

Der "bunte Haufen"


Die Bibel beschreibt die Israeliten unter Josuas Führung kurz gesagt als „bunten Haufen“. Und mit letzterem hat sie Recht. Denn das neue kanaanitische Bergvolk wuchs nicht nur durch Migration von Flüchtlingen aus den untergehenden kanaanitischen Stadtstaaten. Weitere Gruppen kamen hinzu. Zwei davon waren wahrscheinlich entscheidend. 

Zunächst wird angenommen, daß es tatsächlich aus Ägypten entflohene Zwangsarbeiter gab, die sich dem neuen Volk in den Bergen Kanaans anschlossen. Wenn es sich auch hier nicht um das eigentliche Volk der Israeliten als Gesamtheit handelte, und auch keiner davon wirklich „Moses“ hieß. Der wohl wie Noah auch nur eine assimilierte Legende ist: schließlich gibt es das Motiv des geretteten "Heldenkindes" schon in der altägyptischen und akkadischen Mythologie. Unter anderem.
Es handelte es sich vielleicht um zuvor aus Kanaan verschleppte Leibeigene oder Kriegsverlierer. Vielleicht waren auch entflohene Zwangsarbeiter aus anderen Ländern dabei: altägyptische Stelen berichten immer wieder über Kriege gegen die Nachbarn, z.B. gegen Libyen oder die Nubier. 
Für diese entflohenen Sklaven hatte man bei der gerade entstehenden neuen Volksgruppe aufgrund der eigenen Vergangenheit sicher offene Ohren und Arme. Sie brachten die Geschichten aus dem Reich der Pharaonen mit, die schließlich in der Bibel ihren Niederschlag fanden. 

Aber der wichtigste Einfluß kam wohl von einem im heutigen Sprachgebrauch erstaunlicherweise eher unbekannten Nomadenvolk: den „Schasu“ aus dem „Jahu“-Land.

Die Schasu-Nomaden


Die Schasu waren ein nomadisches Hirtenvolk, das sich wahrscheinlich im Norden und Westen der arabischen Halbinsel sowie im südlichen Kanaan herumtrieb. Im Norden reichte ihr Gebiet an das südliche Kanaan heran, und damit direkt an das sich gerade neu bildende Volk der Israeliten. Im Nordwesten kamen sie über den Sinai bis nach Ägypten, im Süden zogen sie am westlichen Rand der arabischen Halbinsel am Roten Meer entlang.
Das Stammesgebiet der Schasu hat nach dieser Deutung weitgehende Überschneidungen mit dem biblischen "Midian". 

Teilweise trieben die Schasu Handel mit den Ägyptern, teilweise gab es bewaffnete Auseinandersetzungen. Als Quellen dafür dienen mehrfache Erwähnungen der Schasu in ägyptischen Berichten und auf Siegesstelen. Unter anderem ist von einer Gefangennahme und Verschleppung von über 15.000 Schasu die Rede. Vermutlich sollten sie Zwangsarbeit leisten.

Jedenfalls wird der Name des Landes, aus dem die Schasu stammten, in ägyptischen Quellen mit „YHW“ angegeben, was auf hebräisch aufgrund der Vokalisierungsregeln wahrscheinlich „Jahu“ ausgesprochen wurde. Hochinteressant in dem Zusammenhang: in Ägypten war es üblich, die Herkunftsländer der Feinde nach den Namen ihrer Götter zu benennen!

Eine verblüffende Ähnlichkeit zum hebräischen Gottesnamen „YHWH“, der wahrscheinlich „Jahwe“ ausgesprochen wurde. 
Die Heiligung des Gottesnamens in der jüdischen Glaubenspraxis führte dazu, daß er nicht mehr ausgesprochen werden durfte – was für viele Unkundige den „Jehova“-Sketch" bei Monty Python’s „Leben des Brian“ erklären dürfte. Und so ist bis heute aufgrund dieser Tabuisierung schlicht vergessen worden, wie „YHWH“ korrekt ausgesprochen wird. 

Die Frage lautet also: „YHW“ = „YHWH“ ?

Was diese Deutung ein wenig wackeln läßt: andere ägyptische Quellen bezeichnen auch Völker im Norden des heutigen Israel bis ins heutige Syrien hinein als „Schasu“. Aber das muß kein Gegensatz sein: schließlich waren sie Nomaden (s. u.).

Der Vulkangott


Zurück zu „Midian“. Die Art, wie sich Gott im Alten Testament gegenüber seinem Volk darstellt, klingt beispielsweise wie folgt:
"Und es geschah am dritten Tag, als es Morgen wurde, da brachen Donner und Blitze los, und eine schwere Wolke lagerte auf dem Berg, und ein sehr starker Hörnerschall ertönte, sodass das ganze Volk, das im Lager war, bebte. Mose aber führte das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuß des Berges auf. Und der ganze Berg rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabkam. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig." (Exodus 19:16-18)
Gott zeigt sich beim Auszug aus Ägypten als Reisegott seines faktisch nomadischen Volkes: er zieht mit seinem Volk mit, statt einen festen Sitz zu haben. Den baute ihm erst König Salomon einige Jahrhunderte später, mit dem ersten Tempel. Und wie liest sich das in der Bibel?
"Gott aber zog vor ihnen her: Bei Tag als Wolkensäule und bei Nacht als Feuersäule, um sie zu führen." (Exodus 13:21).
Wer sieht in diesen beiden Zitaten etwas anderes als einen Vulkanausbruch? Aber: Vulkane kommen im klassischen Handlungsgebiet des Alten Testaments – Ägypten, Sinai, Palästina- nicht vor. 

Das Land der Schasu aber, der Norden und Westen der arabischen Halbinsel - das biblische „Midian“-  ist vulkanisches Gebiet. Auch, wenn man Saudi-Arabien gemeinhin nicht mit Vulkanausbrüchen assoziiert. Derzeit gibt es aber in Saudi-Arabien neun Vulkanfelder, und einige sind sogar aktiv. Zuletzt drohte 2009 der Harat Lunayyir auszubrechen – 30.000 Menschen mußten aufgrund von Katastrophenwarnungen evakuiert werden. 
Einer der weltweit führenden Vulkanologen, Prof. Hans-Ulrich Schmincke, hält einen früheren Vulkanausbruch des Harat Lunayyir für die Zeit um 1300 v. Chr. zumindest für wahrscheinlich. 

Daß Gotteserscheinungen als Naturgewalten daherkommen, speziell als Vulkanausbrüche, ist nicht ungewöhnlich. 
Weltweit wurden oder werden Vulkane als Gottheiten verehrt, wie in Süd-Amerika, Bali oder in Japan.  Das wäre auch eine Erklärung für den „brennenden Dornbusch“, das Erscheinungsbild Jahwes gegenüber Moses, auch bekannt als Moses' "Sendungserlebnis". Welches übrigens lt. Bibel im Land Midian (!) stattfand. 


"Jahu" wird zu "Jahwe"


Der Glaube an den Schasu-Gott „Jahu“ erreichte die frühen Israeliten möglicherweise auf zwei Wegen:
zum einen durch die Schasu-Nomaden selbst, die im Norden an das Gebiet der Israeliten heranreichten. Vielleicht gab es Handel, oder auch kleinere Streitigkeiten und Scharmützel. Sie könnten das Israelitengebiet auf dem Weg ins heutige Syrien auch direkt durchzogen haben, weil in den Bergen Kanaans von den Israeliten weitaus weniger Widerstand zu erwarten war als von den militärisch weit überlegenen Philistern in der Ebene. Damit wäre auch das Auftreten der Schasu im heutigen Syrien (s. o.) in die Hypothese integriert.

Zum anderen waren wohl ursprüngliche Schasu bei den Flüchtlingen dabei, die ägyptischer Zwangsarbeit entkamen und sich den Israeliten anschlossen. Diese Gruppe könnte auch auf dem Weg nach Kanaan "Midian" durchquert haben, und den Glauben an "Jahu" angenommen haben.
Wie auch immer: möglicherweise kamen die Flüchtlinge bereits als geschlossen gläubige "Jahu"-Jünger bei den Israeliten an. Und sie waren, wohl ideologisch führend, so daß die ehemaligen Kanaaniter sich dem Glauben an "Jahu" anschlossen. Schließlich hatten auch sie eine Vergangenheit in Sklaverei hinter sich: identitätsstiftende Gemeinsamkeiten.

Seit etwa 100 Jahren gibt es bereits die Hypothese, daß der Glaube an den Wetter- und Vulkangott „YHWH“ seinen Ursprung auf der arabischen Halbinsel hat. Mehrere Forscher in den Jahrzehnten danach haben diese These erhärtet. Breit bekannt ist die These trotzdem nicht.

Identität


Wie bereits mehrfach erwähnt: wichtig war den Israeliten vor allem die identitätsstiftende Abgrenzung zu den Feudalgesellschaften, die die verschiedenen Gruppen des neuen Volkes bislang geknechtet hatten: die kanaanitischen Stadtstaaten und die Ägypter. Identität entsteht auch dadurch, daß man definiert, wer man NICHT ist. Was liegt da näher, als aus den Ägyptern und den Kanaanitern den bösen Feind zu machen? Per entsprechenden identitätsstiftenden Legenden?

  • Es fallen die grausamsten Plagen in Ägypten ein, bis hin zum Tod der Erstgeborenen (Kindermord durch Gott selbst!).
  • Die ägyptische Armee ertrinkt durch Gottes Wille mit Mann und Maus im Roten Meer.
  • Die kanaanitischen Stadtstaaten werden durch Josua (angeblich) gründlichst zerstört, kein Stein wird auf dem anderen gelassen. Sogar Frauen und Kinder werden grausamst ermordet.
  • Die Pinehas-Geschichte zeigt eine ausgeprägte gottgesteuerte Xenophobie Außenstehenden gegenüber. „Jahwe“ zürnt, weil sich die Israeliten mit  Fremden abgeben, und belegt zur Strafe die Nutztiere seines Volkes mit einer Seuche.  Als der Jahwe-Eiferer Pinehas (oder auch: "Pinchas") einen Israeliten beim Sex mit einer Fremden erwischt und sie beide „in flagranti“ mit dem Speer durchbohrt, ist Jahwe versöhnt, und die Seuche ist schlagartig weg.
  • Oftmals erzählt die Bibel auch vom Kampf gegen den Glauben an die syrisch-kanaanitische Gottheit "Baal", der sich wohl auch unter manchen Israeliten ziemlich hartnäckig hielt. Das ging so weit, daß von Seiten der Jahwe-treuen Führung dem Baal-Kult angebliche Kindesopfer untergeschoben wurden, um ihn den Israeliten madig zu machen und die religiösen Reihen zu schließen. 

Die Bibel ist voll von diesen Geschichten: damit schneidet man jegliche Verbindung zu den verhaßten Ausbeutern ab, und schafft eine neue Identität

Herr NetanYHW


Das klingt alles sehr weit hergeholt. Gesichert ist wenig, und bewiesen nichts. Aber es ist in sich schlüssig und archäologisch naheliegend.

So ist das, Herr Netanjahu: Ihr Glaube – wenn Sie denn gläubig sind- stammt möglicherweise aus Arabien. Und wissen Sie, wo sich dieser Harat Lunayyir -Vulkan befindet, der der Ursprung des Glaubens an „YHWH“ sein könnte?

Bei MEDINA. Wenn sich da nicht mal ein Kreis schließt. 

So long

Der Falke